Neue Ernährungsstrategie im Bundestag: Politisches Kasperltheater

Neue Ernährungsstrategie im Bundestag: Politisches Kasperltheater

.

Hat eigentlich irgendjemand irgendetwas über die erste Lesung der neuen Ernährungsstrategie der Bundesregierung in der vergangenen Woche im Bundestag gehört? Nein? Macht nichts! Die Beteiligten an dieser Debatte haben auch von Euch noch nie etwas gehört.  Denn der Begriff “Ernährungsberatung”  z.B. ist in dieser knapp eineinhalbstündigen Veranstaltung kein einziges Mal gefallen. Das kann niemanden verwundern: Denn auch in der 50-seitigen Ernährungsstrategie der Bundesregierung finden Ernährungsfachkräfte allenfalls als Randfiguren Erwähnung. Was die 16 Redner*innen vor einem leeren Bundestag (..ca 60 Köpfe incl. der Speaker – knapp 8% der Abgeordneten) von sich gaben, war denn auch weniger Debatte im Sinne einer erhellenden Auseinandersetzung mit den Inhalten der Ernährungsstrategie als politisches Kasperltheater.

 

Der Minister eröffnet die Sitzung mit einem mäßig witzigen Scherz über Herrn Söders Vorliebe für Leberkäse, um danach ohne Umschweife eine Sammlung von Binsenweisheiten und Visionen loszuwerden. Die Maßnahmen der Ernährungsstrategie, so der Minister, sollen u.a. “die Förderung nachhaltiger Ernährungsumgebungen umfassen, um den Menschen eine echte Auswahl zu bieten und es ihnen einfacher zu machen gut und lecker zu essen.“ Wenn das mal kein innovatives Ziel ist. Er spricht dabei die Rolle der Bauern, der Lebensmittelindustrie, der Schulverpflegung, des Bürgerrats und anderer  an – Ernährungsfachkräfte und Ihre Bedeutung als derzeit einzig qualifizierte Vermittler von Ernährungsprävention, Ernährungserziehung und verändertem Ernährungsverhalten kennt er anscheinend nicht.

 

 

Ernährungsfachkräfte sollten sich diese „Debatte“ in jedem Fall zu Gemüte führen. Denn was die Politik im Rahmen der Ernährungsstrategie umsetzt, könnte auch für die Zukunft unserer Berufsgruppe von entscheidender Bedeutung sein. Wer sich’s dann angeschaut hat, könnte z.B. mit seinen Fragen dazu an unsere Berufsverbände herantreten. Es ist sehr bedauerlich, dass die sich als Vertretung unserer Berufsgruppe auch im öffentlich-politischen Raum bei der Erstellung der Ernährungsstrategie offensichtlich nicht stärker einbringen konnten – was auch immer die Gründe sein mögen dafür. Aber immerhin sind sie angetreten, unter dem Motto SICHTBAR. GEFRAGT. ANERKANNT. aktiv für  die Interessen unsere Berufsgruppe einzutreten. Ob da nicht noch ein bisschen mehr geht?

Dr. Friedhelm Mühleib