Intervallfasten: Wirklich nicht besser als Kalorienzählen?

Intervallfasten: Wirklich nicht besser als Kalorienzählen?

Weihnachten ist vorbei, der Blick auf die Waage schockt, und nach Neujahr haben gute Vorsätze wieder mal Hochkonjunktur. Ganz oben auf der Liste: Man könnte doch mal einen Versuch mit Intervallfasten starten, um überflüssige Pfunde schnell loszuwerden. Macht das tatsächlich Sinn? Dipl. oec, troph. Alexandra Prüß, Ernährungswissenschaftlerin, ärztlich-geprüfte Fastenleiterin (dfa) und Mitarbeiterin im Fasten-Projekt von Prof. Michalsen an der Berliner Charitè, betont, dass es falsch wäre, die Vorteile des Intervallfastens auf den Gewichtsaspekt zu reduzieren. Aus ihrer Sicht ist Intervallfasten eine ideale Methode für Ernährungsfachkräfte , wenn es darum geht, Patient*innen die Veränderung eingefahrener Ernährungsgewohnheiten bzw. die Umstellung ihres Ernährungsstils zu erleichtern.

In den vergangenen Monaten gab es gleich mehrere Studien mit dem Ergebnis, dass Intervallfasten keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen Reduktionsdiäten – z.B. dem guten alten Kalorienzählen bringt. Dies zeigten u.a. die HELENA-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums mit 150 übergewichtigen und adipösen TeilnehmerInnen sowie eine im vergangenen Jahr durchgeführte Studie der University of California mit 116 übergewichtigen ProbandInnen. In einem experimentellen Studiendesign untersuchten beide die Effektivität des intermittierenden Fastens im Vergleich zu klassischen Reduktionsdiäten. Die Studien kamen zu dem Ergebnis, dass das Intervallfasten nicht effektiver als eine herkömmliche energiereduzierte Diät ist. Intervallfastende verloren ähnlich viel Gewicht, wie TeilnehmerInnen, die eine klassischen Reduktionsdiät einhielten. Ebenso ließen sich vergleichbare Effekte bei der Verbesserung des Gesundheitszustands in beiden Gruppen erzielen.

Dipl. oec, troph. Alexandra Prüß, Ernährungswissenschaftlerin, ärztlich-geprüfte Fastenleiterin (dfa) und Mitarbeiterin im Fasten-Projekt von Prof. Michalsen an der Berliner Charitè, betont, dass es falsch wäre, die Vorteile des Intervallfastens auf den Gewichtsaspekt zu reduzieren: „Die erwähnten Vergleichsstudien beziehen sich auf eine ganz bestimmte Form des Interfallfastens – das Time-restricted Eating (TRE) Dabei handelt es sich um eine Variante des Intervallfastens mit verlängerten Nahrungspausen über Nacht. Das TRE hat in Studien über die guten metabolischen Effekte hinaus auch positiven Einfluss z.B. auf Schlafqualität und oxidativen Stress sowie die Sensitivität des Hormons Insulin ergeben, um nur einige der positiven Effekte zu nennen. Ernährungsfachkräfte, die Klient*innen beim Abnehmen betreuen, dürfen im Vergleich von Kalorienreduktion und TRE den Blick auf die langfristige Umsetzbarkeit nicht aus den Augen verlieren.  In der Praxis sehe ich immer wieder, dass es vielen Menschen viel leichter fällt, sich beim TRE an die festen Essenszeiten im Alltag zu halten und dabei automatisch – also ohne nachzurechnen – weniger Energie zu sich zu nehmen als bei einer klassischen Kalorienreduktion. Kurzum: Die Compliance ist beim langfristigen Abnehmen mit TRE wesentlich besser. Da es bezüglich der Akzeptanz der beiden Methoden natürlich individuelle Unterschiede gibt,  lässt sich der individuell richtige Weg wohl am besten durch einen  Selbstversuch ermitteln.“

Ernährungsfachkräften, die sich fundiert über die Vorteile des Intervallfastens informieren möchten, können dies im freiraum-Webinar “Intervallfasten – Grundlagen und praktische Umsetzung” von Alexandra Prüß.  Anhand der aktuellen Studienergebnisse diskutiert die Referentin Pro und Contra des Intervallfastens und arbeitet heraus, welche Variante für welche Personen und welchen Zweck passend ist. Dabei zeigt sie, wie Ernährungsfachkräfte das Intervallfasten in ihre Arbeit einbinden und therapeutisch nutzen können und vermittelt – u.a. am Beispiel von Speiseplänen -, wie Klienten das Intervallfasten in ihrem Ernährungsalltag umsetzen können.

Dr. Friedhelm Mühleib