28. Juli PCOS – Ernährungstherapie im Fokus
Rund jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter ist betroffen: Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) gehört zu den häufigsten endokrinen Erkrankungen weltweit – und es stellt Betroffene wie Behandelnde gleichermaßen vor komplexe Herausforderungen. Die neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Juli 2025) fasst die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie zusammen und empfiehlt ein strukturiertes, interdisziplinäres therapeutisches Vorgehen. PCOS geht häufig mit ernährungsbedingten Faktoren wie Übergewicht, Insulinresistenz und einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes einher. Auch Leberverfettung, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck kommen häufig vor. Entsprechend nehmen ernährungstherapeutische Maßnahmen im Rahmen der Behandlung eine zentrale Rolle ein
Adipositas gilt als häufigste Komorbidität bei Frauen mit PCOS und verstärkt sowohl hormonelle Störungen als auch das Risiko für kardiometabolische Erkrankungen (Diabetes Typ 2, Dyslipidämie, kardiovaskuläre Ereignisse). Entsprechend sollte die Behandlung einer bestehenden Adipositas ein wichtiger Eckpfeiler der Therapie sein. Die Leitlinie betrachtet die Lebensstilintervention mit einem Schwerpunkt auf angepasster Ernährung, kombiniert mit Bewegung und Verhaltenstherapie, als zentrale, evidenzbasierte Basistherapie. Übrigens: Auch bei normalgewichtigen Patientinnen mit metabolisch auffälligem Profil kann eine moderate Gewichtsreduktion nach Auffassung der Leitlinie sinnvoll sein. Pharmakotherapie – insbesondere bei Kinderwunsch oder ausgeprägten Stoffwechselstörungen- und Bariatrie werden als zusätzliche Optionen genannt, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen.
Ernährungsempfehlungen: Flexibilität statt Dogmen
Anders als frühere Empfehlungen vermeidet die neue Leitlinie dogmatische Diätempfehlungen. Low-Carb? Low-Fat? Mediterran? Alles ist erlaubt – solange es zur Patientin passt. Die Auswahl der Kostform soll sich an individuellen Vorlieben, kulturellen Hintergründen und der Alltagstauglichkeit orientieren. Dies ist nicht nur ein Plädoyer für Individualität, sondern auch ein Signal gegen starre Ernährungsregeln. Damit unterstreicht die Leitlinie: Therapieerfolg entsteht nicht durch die Diät, sondern durch Lebensstilveränderung.
Neu im freiraum: Webinar zu PCOS und Ernährung für Ernährungsfachkräfte
Die neue PCOS-Leitlinie ist mehr als ein Update – sie ist ein Appell zur interdisziplinären, alltagsnahen und partizipativen Ernährungstherapie. Im neuen freiraum-Webinar zum Thema beleuchtet die Medizinpädagogin und Diätassistentin Birgit Blumenschein die entscheidende Rolle der Ernährungstherapie bei PCOS, ordnet die neuen Leitlinien-Empfehlungen praxisnah ein und diskutiert mit den Teilnehmerinnen konkrete Ansätze für die Ernährungsberatung.
Erfahren Sie im Webinar u. a.,
o wie Sie PCOS-Patientinnen differenziert ernährungstherapeutisch begleiten
o welche Maßnahmen bei Adipositas medizinisch sinnvoll und leitliniengerecht sind
o was Sie über Stoffwechseltyp, Insulinresistenz und individuelle Diätwahl bei PCOS wissen sollten und
o wie Sie Motivation steigern, Alltagstauglichkeit schaffen und langfristigen Therapieerfolg sichern
Termin: Montag, 08. Sept. 2025,
Mehr Informationen und Anmeldung
Dr. Friedhelm Mühleib
Illustration: KI